Der geodätische Jahresrückblick 2015
2015 war, nicht nur aus geodätischer Sicht, ein ereignisreiches Jahr. Einige Facetten daraus aus berufsständischer Sicht zu beleuchten, das ist das Ziel nachstehenden kurzen Rückblicks: „Irgendwas ist immer!“
Januar
„Gesellschaften, die Talente, Technologie und Toleranz fördern und leben,
sind auf lange Sicht erfolgreicher. Und mit diesen drei „T“ ist die Eigenschaft
der Neugierde verbunden. Neugierig ist aber nur, wer in sich selber ruht und
aus dieser Gelassenheit Zuversicht schöpft statt Verzagtheit.“ Dies schreibt
VDV-Präsident Wilfried Grunau in seinem Grußwort zum Jahresbeginn. Aus heutiger
Sicht vorausschauend, denn die Flüchtlingskrise war zu diesem Zeitpunkt noch
keine. Und folgt man den aktuellen Wirtschaftsprognosen (Stand: Dez. 2015),
dann könnte die Einwanderung durchaus einen deutlichen und nachhaltigen
positiven Effekt auf das Wirtschaftswachstum ergeben.
Ende Januar treffen sich die Präsidenten von BDVI, DVW und VDV in Hannover:
Nachdem mehr als ein Jahr zuvor von den drei Verbänden die
Interessengemeinschaft Geodäsie (IGG) ins Leben gerufen wurde, war es Zeit,
eine erste Bilanz zu ziehen. Und die fiel ausgesprochen positiv aus: die hohe
gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung geodätischer Expertise konnte
wiederholt in den öffentlichen Fokus gerückt werden. Für 2015 wurde daher eine
Fortsetzung der Imagekampagne mit besonderem Fokus auf das Thema Ausbildung und
Studium vereinbart. Dies vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels einerseits
und bester Berufsperspektiven für Geodäten andererseits.
Februar
Das VDV-Präsidium trifft sich zu seiner Frühjahrssitzung in Dortmund und berät u.a. über Initiativen zur Mitgliederwerbung und den notwendigen Relaunch der VDV-Webseite. Zu seiner jährlichen Sitzung des Landesausschuss hat der VDV Nordrhein-Westfalen diesmal nach Radevormwald geladen. Auf der Tagesordnung stehen berufsständische (Landes-)Themen und Fachvorträge. Und in Halle/Sachsen-Anhalt findet der 7 Geofachtag des netzwerkGIS statt – natürlich unter Beteiligung des VDV.
März
Die zeitlich sehr kurz aufeinander folgenden Mitgliederversammlungen der Landesverbände Mecklenburg-Vorpommern und Bremen / Unterweser sowie die jährliche Sitzung des Gesamtvorstandes vom VDV-Bildungswerk sorgen für eine rege Reisetätigkeit des VDV-Präsidiums, das natürlich bestrebt ist, immer und überall Präsenz zu zeigen und die Mitglieder vor Ort über aktuelle Themen zu informieren. Und die sind reichhaltig: HOAI (allgegenwärtig), Geodäsie-Akademie und Fachkräftemangel dominieren die Diskussionen.
April
Der VDV Thüringen feiert sein 25jähriges Bestehen, u.a. in der Traukirche von Johann Sebastian Bach in Dornheim, der Förderkreis Vermessungstechnisches Museum Dortmund begrüßt Gäste des VDV aus Berlin und im Bundestag berät ZBI- und VDV-Präsident Wilfried Grunau mit der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Nadine Schön über aktuelle Entwicklungen der digitalen Agenda. Einen Tag später, bei der Sitzung des ZBI-Hauptvorstandes, steht dann das Thema Verkehrsinfrastruktur im Fokus eines vielbeachteten Vortrags vom Bundestagsabgeordneten Reinhold Sendker (CDU). Wilfried Grunau dazu bei Twitter: „Politik ist eine zu ernste Angelegenheit, um sie den Politikern zu überlassen.“ (https://twitter.com/WilfriedGrunau)
Mai
Am 9. Mai findet zum ersten Mal der Tag der Städtebauförderung statt. Mehr als 570 Städte und Gemeinden beteiligen sich daran mit vielfältigen Veranstaltungen. Natürlich sind allenthalben auch Geodäten mit im Spiel. In Lindau wird das internationale 3D-Forum durchgeführt, der VDV Essen besichtigt die Baustelle der Lennetalbrücke auf der A 45 und diverse Hochschulen laden ein zu Vorträgen über (z.B.) „Industrielle Messtechnik“ oder auch zur „Auswahl optimal definierter physikalischer Höhen im Erdschwerefeld und der Einfluss solcher Eingangsparameter wie Dichte der Erdkruste und Schwerebeschleunigung auf ihre Genauigkeit“.
Nahezu unbemerkt, wird der VDV-Geschäftsführer Burkhard Kreuter 60 Jahre alt. Die für das Geburtstagskind (hoffentlich) überraschende Laudatio macht es dann aber wenige Tage später öffentlich. Als Rahmen dient die feierliche Eröffnungsveranstaltung der VDV-Bundestagung in Fulda.(www.youtube.com/watch?v=TM3uI0izzHM)
Juni
Das alles beherrschende Thema im VDV ist die Bundesmitgliederversammlung in
Fulda. Schirmherr ist der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Im
Fokus der Tagung stehen die Infrastrukturinvestitionen und die dazu notwendigen
Kernkompetenzen der Geodäten. Das Rahmenprogramm und das Ambiente der
Barockstadt tragen zum allseits als „super!“ empfundenen guten Gelingen bei.
Die Mitgliederversammlung ernennt Klaus Meyer-Dietrich und Kurt Rieder zu
Ehrenmitgliedern. Aber auch der Chefredakteur des VDVmagazins strahlt: Exklusiv
und zeitgleich mit der Hexagon Live in Las Vegas werden die VDV-Mitglieder mit
Erscheinen des VDVmagazins über das neue Leica Captivate informiert. Fachlich
gesehen ein „Knaller“, organisatorisch, wegen der Geheimhaltung, keine leichte Übung.
Natürlich hat alles geklappt. Sehr zur Erleichterung des Chefredakteurs, der
eigens dafür mehrseitige rechtliche Erklärungen unterzeichnen musste.
Das von der Interessengemeinschaft Geodäsie (IGG) initiierte und sehr
erfolgreiche Nachwuchsportal „Arbeitsplatz Erde“ kann nunmehr auch in
Österreich und der Schweiz genutzt werden. Dies vereinbaren die
Geodäsieverbände BDVI, DVW und VDV (Deutschland), die OVG (Österreich) und die
geosuisse (Schweiz) am 12. Juni 2015 im Rahmen einer Dreiländertagung in Kempten.
Am 18. Juni dann eine Hiobsbotschaft: die EU-Kommission hat die Bundesrepublik
unter Androhung einer Klage aufgefordert das geltende Mindesthonorarsystem
(HOAI) für Architekten und Ingenieure abzuschaffen. Dieses verstoße gegen die
Dienstleistungsrichtlinie, heißt es. Nur wenige Monate Zeit gibt man der
Bundesrepublik, um eine Stellungnahme abzugeben. In einer ersten Reaktion
stellt sich der CSU-Europaabgeordnete und Sprecher des Parlamentskreises
Mittelstand, Markus Ferber, in seinem Leitartikel in den ZBI-Nachrichten gegen
diesen Vorstoß aus Brüssel und verteidigt das deutsche Mindesthonorar-System.
Aber auch die anderen Verbände und Kammern reagieren mit Stellungsnahmen und
Argumentationshilfen. Ob es Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten.
Juli
Das „Gesetz zur Änderung des Informationsweiterverwendungsgesetzes“ tritt in
Kraft. Hintergrund ist eine EU-Richtlinie, die im Rahmen der
Open-Data-Strategie der EU-Kommission entstanden und auch von Deutschland
umzusetzen ist.
Trauer im ZBI: Mitte des Monats verstirbt der langjährige ehemalige
ZBI-Geschäftsführer Theo Hunfeld. Er war es, der nach der Wende in den fünf
neuen Ländern die viel beachteten „Innerdeutschen Tagungen“ des ZBI
organisierte.
August
Um Unternehmen eine praktikable und rechtssichere Handhabung der Datenschutzregeln bei der Nutzung personenbezogener Geodaten zu ermöglichen, hat die Kommission für Geoinformationswirtschaft (GIW-Kommission) beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Bestimmungen der Datenschutzgesetze des Bundes und der Länder zu einem bundesweit einheitlichen Regelwerk zusammengefasst, dem „GeoBusiness Code of Conduct (CoC)“. Anfang August wird es vom Berliner Datenschutzbeauftragten offiziell anerkannt.
September
Die INTERGEO® und der 63. Kartographentag locken rd. 16.500 Fachbesucher nach Stuttgart. Die Interessengemeinschaft Geodäse (IGG) nutzt die Plattform und macht mit Pressemeldungen, Plakataktionen und einer Talkrunde (www.youtube.com/watch?v= cIG3RFPqQOg) auf den dramatischen Arbeitskräftemangel aufmerksam: „Beste Perspektiven für Geodäten“ lautet die Überschrift dieser Imagekampagne, die von den Präsidenten Wilfried Grunau (VDV), Karl-Friedrich Thöne (DVW) und Michael Zurhorst (BDVI) bereits Ende Januar in Hannover initiiert wurde. Auch erwähnenswert: der wissenschaftliche Berater des VDVmagazins, Prof. Dr. Manfred Weisensee tritt zu Beginn des Monats sein neues Amt als Präsident der Jade Hochschule an. Gratulation dazu vom VDV!
Oktober
Prof. Dr. Hans Fröhlich wird mit dem GOLDENEN LOT ausgezeichnet. Der VDV
ehrt damit einen Wissenschaftler, der sein Leben auf die Geodäsie in all ihren
Facetten ausgerichtet hat und dessen Name weit über Fachkreise hinaus bekannt
ist. Ein Mann mit „Kultcharakter“, so eine der Pressemeldungen. An der
Festveranstaltung nehmen auch einige der Vorjahrespreisträger teil, darunter
Michael McKay, Klaus Grewe und Wissenschaftscomedian Bernhard Hoëcker. Und alle
berichten im, Laufe des Abends, wie es bereits schöne Tradition ist, über ihre
Aktivitäten des vergangenen Jahres. „Der DVW hat die Intergeo, der VDV das
Goldene Lot“, so DVW-Präsident Thöne in seinem Grußwort. Wie wahr!
Mitte Oktober richtete sich der Fokus dann auf Sachsen-Anhalt: der dortige
VDV-Landesverband feiert in Bernburg sein 25-jähriges Bestehen. Mit dabei
(natürlich) das VDV-Präsidium, aber auch einige Gründungsmitglieder. Geschichte
„zum Anfassen“: Ehrenlandesvorsitzender (und Zeitzeuge) Karl-Heinz Winkler
bringt es in seinem Rückblick auf die ihm eigene Art sehr treffend zum
Ausdruck. Und dann ist noch eine Veranstaltung zu der vor allem Bürger, die
sich ehrenamtlich engagieren, geladen sind: Der Landesvorsitzende des
VDV-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, Achim Dombert, staunt nicht schlecht, als
er die Einladung zum „Festakt 25 Jahre Deutsche Einheit – 25 Jahre Sachsen-
Anhalt“ mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel erhält. Ehre wem Ehre gebührt!
November
„Ingenieurkunst Made in Germany hat uns stark gemacht!“ Dies befindet der Bundestagsabgeordnete Jens Koeppen (CDU), Vorsitzender des Bundestagsausschuss Digitale Agenda, nach seinem Vortrag auf der Sitzung des ZBI-Hauptvorstandes am 13. November im Berliner Bahntower. Und Markus Paschke (SPD) stellt in seinem Leitartikel für die ZBI-Nachrichten heraus, dass es auch bei Industrie 4.0 Menschen seien, die wichtige Schlüsselpositionen innehaben und den Weg der Unternehmen bestimmen.
In Hessen wird derweil ein neues Hochschulgesetz verabschiedet: Erstmals ist in einem Landeshochschulgesetz vorgesehen, dass Fachhochschulen ein eigenständiges Promotionsrecht verliehen werden kann. Bisher waren Promotionen an Fachhochschulen stets nur in Kooperation mit einer Universität möglich.
Dezember
Zahlreiche Jahresabschlusstreffen quer durch die Republik künden von einem regen Vereinsleben in den VDV-Bezirken. Im Fokus stehen dabei nicht immer nur Fachthemen, sondern auch beispielsweise auch der traditionelle Gang über den Weihnachtsmarkt mit anschließendem Dinner. Die zweitägige Herbstsitzung des VDV-Bundesvorstandes in Hannover fordert dann noch einmal volles Engagement: Die Tagesordnung umfasst 25 TOPs, werden aber souverän in der zur Verfügung stehenden Zeit abgearbeitet. U.a. werden die Anforderungen des Building Information Modelling (BIM) und mögliche Auswirkungen von „Arbeit 4.0“ auf unseren Berufsstand diskutiert, ebenso eine Forderung zu Open Data verabschiedet.
Pünktlich zum Jahresende präsentiert sich dann auch der Webauftritt des VDV im neuen Design (www.VDV-online.de). Kernstück der Relaunch-Maßnahmen war die Einführung eines Responsive Webdesigns, auch um den Ansprüchen und Anforderungen der Nutzung von Smartphones und Tablets zu entsprechen. Jetzt sind die Nutzer eingeladen, sich durch die neuen Webseiten zu klicken und auf eine spannende „Entdeckungsreise“ zu gehen.