Der VDV-Jahresrückblick 2018
Was war das für ein bewegtes Jahr: Erst holt das deutsche Eishockey-Team sensationell Silber bei den Olympischen Winterspielen, dann gibt es 171 Tage nach der Bundestagswahl endlich eine neue Bundesregierung, gefolgt von einem nicht enden wollenden Jahrhundertsommer und einem unerwarteten Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM. Bleibt an dieser Stelle also nur noch über die Geodäsie zu berichten: Der VDV-Jahresrückblick 2018.
Januar
Das neue Jahr beginnt gleich mit einer Grenzkorrektur: Zwei ehemals belgische Maas-Halbinseln südlich von Maastricht mit einer Größe von 16,37 Hektar werden niederländisches Territorium. Das entspricht in etwa der elffachen Fläche des Pariser Platzes vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Dafür bekommt Belgien im Gegenzug eine 3,09 Hektar große Halbinsel – rund die doppelte Fläche des Pariser Platzes.
Nicht auf dem Pariser Platz in Berlin, sondern in Hamburg treffen sich derweil die Präsidenten der drei führenden Geodäsieverbände BDVI, DVW und VDV: Wieder einmal (bzw. immer noch) ganz oben auf der Agenda: der Nachwuchsmangel Wir haben Arbeit, aber keine Leute, so der Tenor aus den geodätischen Berufen.
Und auch der Zentralverband der Ingenieurvereine (ZBI) sorgt sich: Fachkräftemangel in allen Bereichen, insbesondere im Öffentlichen Dienst. Zudem hat ein Viertel aller Unternehmen immer noch keinen Zugang zum schnellen Internet. Ein Zustand, der sich bis zum Jahresende leider nicht wesentlich ändern wird. Inakzeptabel.
Das VDV-Verbandsleben hingegen funktioniert prima: In Bielefeld beispielsweise startet man mit dem traditionellen Neujahrsempfang im Büro Massong. Im Bezirk Rheinland-Pfalz-Süd geht’s fachlich los mit einem Vortrag über den Hochwasserschutz, und der Bezirk Wuppertal startet – wohl auch mit Blick auf die kommende WM – mit einem Besuch des Dortmunder Fußballmuseums. Alle Teilnehmer sind ausgesprochen guter Hoffnung und drücken unserer Mannschaft die Daumen. Vergeblich, wie wir später enttäuscht konstatieren müssen.
Februar
Für ausgestorbene Tierarten (und nicht nur die) interessieren sich dagegen die VDV-Mitglieder des Bezirks Halle. Besucht wird die Zoologische Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Bestandteil dieses wissenschaftlichen Kleinods sind auch ca. 3.500 Typen, die der Taxonomie dienen. Auf unsere geodätische Denkweise übertragen heißt das, für die Bestimmung und Klassifizierung von Tierarten, -gattungen und -familien befinden sich ca. 3.500 „Urmeter“ im Bestand der Sammlung. Beeindruckend!
Im Freistaat Thüringen soll unterdessen das technische Referendariat abgeschafft werden. Das hat die Landesregierung beschlossen. Die Geodäsieverbände protestieren unisono.
Noch nicht abgeschafft ist die HOAI, die es immerhin bis in den neuen Koalitionsvertrag geschafft hat. Sie sei ein unverzichtbares Instrument zur Sicherung von Bauqualität und Baukultur und Voraussetzung eines fairen Leistungswettbewerbs, so die Koalitionäre. Mal abwarten, was die Richter des EuGH dazu sagen werden.
Ausgezeichnet wird in diesen Tagen ein ganz aktives VDV-Mitglied: Hans Brost bekommt für sein jahrzehntelanges Engagement die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz. Herzliche Gratulation von der VDV-Familie!
März
Seit dem 14. März ist die neue Bundesregierung im Amt und schon einen Tag später tourt VDV- und ZBI-Präsident Wilfried Grunau durch den Deutschen Bundestag. Ein Gespräch jagt das andere: Es geht natürlich um die berufspolitische Vertretung der Ingenieurinnen und Ingenieure, es geht um Infrastruktur, um digitale Bildung und natürlich auch um den Fachkräftebedarf. Lobbyismus at it’s best. Eines dieser sehr detailliert vorbereiteten und arbeitsintensiven Treffen ist übrigens mit Paul Ziemiak. Der wird am Jahresende zum CDU-Generalsekretär gewählt. Aber das ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehbar. Gleichwohl: der Kontakt ist schon mal hergestellt.
Ein Schieferfelsen bei Sankt Goarshausen, besser bekannt als „die Loreley“, ist der Ort des Landesverbandstages des VDV Rheinland-Pfalz. Hier wird Fachliches mit kulturellen und gesellschaftlichen Inhalten prima verknüpft. Einhelliges Fazit: Eine rundum gelungene Veranstaltung im Herzen des UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal.
„Happy Birthday VDV“, heißt es dann am 25. März: der VDV wird 69 Jahre und ist gefragter denn je zuvor. Und das ist auch gut so!
April
Generationenwechsel beim VDVmagazin: Verantwortlich als Chefredakteur zeichnet seit 21 Jahren ein Mann: Rolf Bull. Mit der Ausgabe 2/2018 endet nun eine sehr bemerkenswerte und große Ära, denn ab April übernimmt Achim Dombert die redaktionelle Verantwortung. Zeitgleich wechselt auch der wissenschaftliche Berater des VDVmagazins: Manfred Weisensee, der seit 19 Jahren die fachliche Ausrichtung der Zeitschrift wesentlich mitgeprägt hat, gibt das Amt an Cornelia Eschelbach weiter. Geräuschlose Wechsel, die es aber in sich haben und intensiv vorbereitet wurden. Ganz ganz großer Dank an die bisherige Mannschaft und beste Wünsche für das neue Team: Ad multos annos!
Zwischenzeitlich entscheidet das Bundesverfassungsgericht, dass die Basis für die Berechnung der Grundsteuer in Deutschland verfassungswidrig ist und neu geregelt werden muss. Also machen sich nicht nur die Juristen, sondern auch die Geodäten an die Arbeit, denn eines ist klar: ohne geodätische Expertise wird das nichts.
Unabhängig davon geht auch die „normale“ Verbandsarbeit im VDV weiter: Die Landesverbände Nordrhein-Westfalen und Hessen führen ihre Landestagungen durch, die Münchener ihren Stammtisch (diesmal in der Uni der Bundeswehr in Neubiberg) und der Bezirk Süd-West-Sachsen informiert sich über die Infrastruktur in Chemnitz. In Brandenburg ist die Firma Reiss in Bad Liebenwerda an der Schwarzen Elster das Ziel einer Exkursion. Ein spannender Streifzug durch geodätische Geschichte eines international tätigen Unternehmens. Gleiches gilt für eine Besichtigung des Frankfurter Airports durch den VDV Rheinland-Pfalz. Gigantisch ist da fast schon untertrieben.
Mai
Der VDV-Bundesvorstand tagt in Hannover. Die Tagesordnung ist lang und reicht von der Grundsteuerreform über Ausschreibungskosten bei Angeboten, dem Themenkomplex Fachingenieur, der Teilnahme an der INTERGEO bis hin zur Datenschutzgrundverordnung. Die behandelten Themen zeigen immer wieder sehr eindringlich, dass eine berufsständische Vertretung der im VDV organisierten Kolleginnen und Kollegen nach wie vor dringend notwendig ist. Und: Einer muss den Job ja machen.
Apropos: Was machen eigentlich alte verdiente VDVler im sogenannten Ruhestand? Woran erinnern sie sich gerne, welchen Rat geben sie? Berndt Weise und Dieter Klemp haben diesmal Friedel Pfeifer besucht und berichten darüber im VDVmagazin.
Eine schöne Nachricht kommt übrigens aus Istanbul. Dort hat die FIG gerade ihren nächsten Präsidenten gewählt: Rudolf Staiger von der Hochschule Bochum. Eine große Ehre!
Juni
Was für ein Sommer! Nein, gemeint ist nicht das anhaltend gute Wetter. Diesmal geht’s um die Beilage im VDVmagazin, dem Geo Info College (GIC). Dort hat nämlich Manuela Sommer jetzt das Sagen und ihre erste selbstständig redigierte Ausgabe vorgelegt. Super gemacht und herzlich willkommen im Redaktionsteam!
Die Sachsen laden zu ihrem Landesverbandstag nach Torgau ein, die GEObiker aus Berlin/Brandenburg erkunden die Elbe im Bereich der Altmark und dem Havelland. Der VDV München hat das Isartal mit den Rutschhängen bei Grünwald und Pullach zum Ziel, derweil der Landesverband Hamburg/Schleswig-Holstein bei Windstärke 7 mit dem Traditionssegler De Albertha auf der Kieler Förde segelt. Unterdessen feiert der VDV Thüringen sein Sommerfest in Hohenfelde mit Thüringer Bratwurst vom Holzkohlegrill und Bier aus der Museumsbrauerei. Schöne Aktionen, die das familiäre Zusammengehörigkeitsgefühl im VDV noch mehr steigern.
Und auch der Tag der Geodäsie ist in diesem Monat landauf landab Thema auf den Marktplätzen und in den Medien. Fazit aller wirklich gut gemachten und besuchten Veranstaltungen: „Ohne Vermessung geht gar nichts“. Schade nur, dass es den Verbänden und der DGK bisher nicht gelungen ist, sich bei diesen „Tag“ auf ein gemeinsames Datum zu einigen. Hier ist noch Luft nach oben.
Juli
Nach oben geht auch der VDV Bielefeld: Besichtigt wird die Schüco Arena von Arminia Bielefeld, – einigen vielleicht besser bekannt als die „Bielefelder Alm“. Die Bonner Kollegen zieht es dagegen in die Eifel: hier locken das Wasserkraftwerk Heimbach und eine Plateauführung bei der Ordensburg Vogelsang. Der VDV Nürnberg besichtigt unterdessen in Möhrendorf am westlichen Ufer der Regnitz die dortigen historischen Wasserschöpfräder, einem in Europa einmaligen Technik- und Kulturdenkmal.
Sehr viel Glück gehabt hat die Besatzung eines Vermessungsschiffes, das vor der Küste Dithmarschens gesunken ist. Nachdem sie eine Nacht im 18 Grad kalten Wasser in der Nordsee trieben, konnte ein Seenotkreuzer der DGzRS die beiden Kollegen wohlbehalten an Bord nehmen. DANKE!
August
Der traditionelle Sommerstammtisch des VDV Bonn findet diesmal in der Voreifel statt. „Wir wollten den linksrheinischen Mitgliedern mal näherkommen, da unser monatliches Treffen ja seit sehr vielen Jahren auf der anderen Rheinseite stattfindet“, so der 1. Vorsitzende Ulrich Rosen. Und der Erfolg gibt ihm recht: mit 24 Teilnehmern ist es ein gelungener und gemütlicher Abend.
Während auf der anderen Seite unseres Planeten von China zwei weitere Beidou-Satelliten ins All geschossen werden, dreht sich auch beim Tag der Offenen Tür der Bundesregierung im Berliner Bundesinnenministerium alles um Geodaten. Bliebe noch eine kleine Randnotiz aus dem Handelsblatt. Das erklärt nämlich den Diercke Weltatlas seit Jahren zum Bestseller der Schulbücher. Wer kennt ihn nicht? Geodaten analog eben. Aber: Wussten Sie eigentlich, dass es den Diercke auch als App gibt?
September
Würzburg ist der Austragungsort der diesjährigen Landestagung des VDV Bayern. Im Vorfeld dazu gibt es noch ein Praxisseminar zur UTM-Umstellung in Bayern. Mit mehr als 170 Teilnehmern total ausgebucht. So etwas freut die Organisatoren. In Halle an der Saale bereitet man sich in der Zwischenzeit auf den Mitteldeutschen GEO-Treff 2018 vor. Bis es aber soweit ist, treffen sich die VDVler erst einmal in der Lutherstadt Wittenberg. Bei tollem Wetter eine gelungene Exkursion, das zeigen die Teilnehmerzahlen. Nur die geplante Schifffahrt auf der Elbe fällt dem niedrigen Wasserstand zum Opfer. Man sitzt quasi auf dem Trockenen – dafür aber schön mit Eis aus der nahegelegenen Eisdiele.
Gefeiert, aber wohl nur von Fachleuten, wird heuer der 1045. Geburtstag von Al-Biruni, einem der bedeutendsten Astronomen und Kartografen der arabischen Welt. Von ihm stammt die Methode, mittels Triangulation die Erde zu vermessen. Und anhand astronomischer Beobachtungen bestimmte er den Durchmesser unseres Planeten – die Abweichung vom heutigen Wert beträgt nur sechs Promille. Faszinierend!
Oktober
Die ganze Fachwelt macht sich auf den Weg nach Frankfurt. Dort findet in diesem Jahr die INTERGEO statt. Nur die Bayern, die machen vorher noch einen Trip in die Hansestadt Hamburg. Und das BILDUNGSWERK VDV fährt ein letztes Mal ein: Schicht im Schacht, denn der Ruhrbergbau ist ab Ende 2018 Geschichte.
Zukunftsfähig zeigen sich die drei Verbände der InteressenGemeinschaft Geodäsie, heißt BDVI, DVW und VDV: Mit der neuen Imagekampagne soll unsere Vorreiterrolle in Sachen Digitalisierung der Welt thematisiert werden. Immerhin haben wir eine jahrzehntelange Erfahrung in der Digitalisierung von Daten und Prozessen. Sprich: wir Geodäten sind deshalb an vielen Stellen deutlich weiter als andere gesellschaftlich relevante Disziplinen. Das musste ja mal gesagt werden!
November
50 Jahre VDV Hamburg/Schleswig-Holstein. Das wird natürlich gefeiert. Schauplatz ist das Feuerschiff Hamburg, vis a vis der Elbphilharmonie. Eine Traumkulisse!
Beeindruckend auch die diesjährige Verleihung des Goldenen Lotes an die Entwicklungshelferin Stella Deetjen. Die Gründerin des gemeinnützigen Verein Back to Life – einige bezeichnen sie schon als Nachfolgerin von Mutter Theresa – kümmert sich um die Ärmsten der Armen in Indien und Nepal. Ein sehr bewegender Abend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Last but not least ist das Ur-Kilogramm, das Maß aller Gewichte, jetzt Geschichte: es hatte ein Gewichtsproblem, es nahm ab. Obwohl sicher verwahrt und besser behandelt als ein rohes Ei, hat es in den letzten 140 Jahren 50 Mikrogramm verloren. Solche Unwägbarkeiten sind aber nicht tragbar in der exakten Welt der Wissenschaft. Das Internationale Büro für Maß und Gewicht hat es jetzt durch eine Formel ersetzt. Damit sind alle Einheiten, mit denen die Welt vermessen wird auf Formeln umgestellt, die aus Naturkonstanten gebildet werden.
Dezember
Ein Urgestein des VDV feiert in diesem Monat den 90. Geburtstag: Manfred Gombel. Seine Lebensleistung für das Vermessungswesen darf man durchaus mit dem Begriff „legendär“ charakterisieren. Der VDV gratuliert sehr herzlich!
Traurig hingegen die Nachricht vom Tode von Prof. Dr. Manfred Bonatz, Träger des GOLDENEN LOTES 2000, der im Alter von 86 Jahres von uns gehen musste. Ein großartiger, sehr enthusiastischer Mensch, der mit großer Leidenschaft für unseren gemeinsamen Beruf gewirkt hat. Sein Logos ist jetzt frei, schreibt die Familie in ihrer Traueranzeige. Der VDV trauert.
In einem Interview mit der Wochenzeitung DIE ZEIT hat Bundesbildungsministerin Anja Karliczek sich gegen ein Promotionsrecht für Fachhochschulen ausgesprochen. Der ZBI und die in ihm organisierten 50.000 Ingenieurinnen und Ingenieure finden dagegen: es sollte in der heutigen Zeit nicht mehr um Statusdenken gehen, sondern endlich um die konkrete Umsetzung der Bologna-Erklärung und damit um die Anerkennung der sehr hohen Qualität der Lehre und Forschung an Fachhochschulen. Eine entsprechende ZBI-Pressemitteilung stößt umgehend (wen erstaunt’s) auf Widerspruch von den Universitäten. Wovor haben die eigentlich Angst?
Nun, warten wir einfach mal ab. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen alles Gute für 2019!
Ihr
Wilfried Grunau