Kriege, technologische Fortschritte und gesellschaftliche Herausforderungen prägen das Jahr. Das Wort des Jahres lautet „Krisenmodus“. Der Ausnahmezustand sei zum Dauerzustand geworden, so die Begründung. Aber es gibt auch Lichtblicke, zum Beispiel wird Deutschland zum ersten Mal Basketball-Weltmeister. Also alles wie immer? Ein geodätisches Stimmungsbild.
Januar
Ein Supraleitgravimeter haben Forschende der Universität Bonn in der Nähe der Stadt Rheinbach installiert. Mit dem extrem empfindlichen Gerät lassen sich winzige Änderungen im Milliardstel-Bereich der Schwerkraft messen. Die Schwere zu messen ist bekanntermaßen nicht gerade leicht. Leicht zu finden, weil offensichtlich, waren dafür die Themen der Klausurtagung der Spitzen von BDVI, DVW und VDV: Fachkräftebedarf, Steigerung der Ausbildungsquote und eine bessere Vernetzung der Nachwuchswerbung. Es sind dicke Bretter, die hier gebohrt werden. Und das wiederum ist schwer.
Februar
Schwer zu verstehen ist auch, dass die Politik das hessische ÖBVI-Gesetz novellieren will und dabei einen massiven Qualitätsverlust in Kauf nimmt. Trotz enormer Proteste von BDVI, VDV und Ingenieurkammer wird das Gesetz im Laufe des Jahres schließlich durchgedrückt. Man wolle „alte Zöpfe abschneiden“, so eine der ablehnenden (und abwertenden) Begründungen. Positiv kann man immerhin vermerken, dass der gemeinsame Aufschrei aller Berufsverbände bei den Parlamentariern durchaus wahrgenommen wurde.
März
In Bonn wird das Exzellenzzentrum der Geodäsie der Vereinten Nationen feierlich eröffnet. Dessen Aufgabe ist es, den Aufbau einer dauerhaft weltweit staatlich abgestimmten geodätischen Infrastruktur zu koordinieren. Diese Infrastruktur umfasst unter anderem Beobachtungsstationen auf der ganzen Welt sowie Daten- und Analysezentren und ist von zentraler Bedeutung für Themen wie stabile Lebensbedingungen, Klimawandel oder auch sicheres autonomes Fahren. Parallel dazu berät im Bundestag derweil der ZBI-Hauptvorstand unter der Leitung von Wilfried Grunau mit den Abgeordneten aus der Regierungskoalition. Es geht um Planungsbeschleunigung, um Infrastruktur und um den Fachkräftebedarf. Lobbyismus im Maschinenraum der Politik.
April
Kein Fernsehkrimi, sondern live: Wissenschaftler der Jade Hochschule leisten Ermittlungshilfe beim Aufspüren einer Leiche. Indem sie aus einem Fahrtenschreiber ohne GPS-Daten nur aufgrund von Geschwindigkeitsdaten und Zeitangaben geographische Koordinaten ermitteln, trägt die Arbeitsgruppe zum Überführen des Tatverdächtigen wesentlich bei. Spannender kann ein Job kaum noch sein. Also: Augen auf bei der Berufswahl!
Mai
Das GOLDENE LOT ist einer der Lieblingspreise von Bernhard Hoëcker. Das betont der Lotträger und Ratefuchs immer wieder. So beispielsweise am 8. Mai in der ARD-Sendung „Wer weiß denn sowas“, als er die korrekte Antwort auf die Frage liefert, warum die Höhe des Mount Everest vor der Veröffentlichung der ersten offiziellen Messung 1852 um zwei Fuß ergänzt wurde. Der Beitrag steht zwar nicht mehr in der Mediathek zur Verfügung, allerdings ist der ausführliche Bericht der Zeitung „Der Westen“ über diese Sendung noch online. Wer also die Lösung wissen möchte: https://t.ly/WwQRq.
Juni
Copernicus, Europas größtes und erfolgreichstes Erdbeobachtungsprogramm feiert Jubiläum: seit 25 Jahren liefert das System wichtige Daten zum Umwelt- und Klimaschutz. Ebenfalls Jubiläum haben Wilfried Grunau und Burkhard Kreuter, die nun schon seit dreißig Jahren sehr erfolgreich die Geschicke des VDV lenken. Gefragt nach ihrem Erfolgserlebnis gibt es von den beiden eine humorvolle (KI-gestützte) Videobotschaft: https://t.ly/pa385. Don’t worry, be happy!
Juli
Die Temperaturen steigen auf Höchstwerte. Warum hingegen die Drohnen der Geodäten nicht nach oben aufsteigen dürfen, ist unverständlich. Möglicherweise wird die EU-Drohnenverordnung von der zuständigen Bundesbehörde „unterirdisch“ interpretiert?
August
Gesenkt wird auch das Niveau bei den Schwellenwerten für die europaweiten Ausschreibungen von Planungsleistungen. Das hat zur Folge, dass künftig bei kleinen Bauvorhaben europaweite Ausschreibungen notwendig werden. Dies bedeutet einen zeit- und kostenintensiven Mehraufwand nicht nur für die Planerinnen und Planer, sondern auch für die öffentlichen Auftraggeber. Kein gutes Signal für die klein- und mittelständisch geprägte Planungslandschaft in Deutschland.
September
Welche konkreten Fort- und Weiterbildungsbedarfe gibt es im Bereich Geodäsie und Geoinformatik? So genau weiß man das eigentlich nicht, also startet der VDV eine Umfrage dazu. Das Ergebnis zeigt: Der Bedarf ist nicht nur sehr hoch, sondern wird auch bezogen auf fachliche Inhalte, Format und Umfang sehr konkret formuliert. Jetzt müssen die Wünsche nur noch umgesetzt werden…
Oktober
Es ist INTERGEO-Time und die Branche trifft sich wieder. Live und in Farbe. In Berlin. Und mittendrin natürlich das VDV-Team. Auch wichtig: Die Nachwuchskampagne #Weltvermesserer wird mit dem Best of Content Marketing Award in Gold ausgezeichnet und landet damit im Ranking vor O2 und der Deutschen Telekom. Heißt: auch mit einem geringen Budget kann man etwas erreichen! Und wer wissen möchte, wie Sieger aussehen, der schaue hier rein: https://t.ly/7Bcd9
November
Ausgezeichnet wird auch die Theologin Dr. Margot Käßmann, und zwar vom VDV mit dem GOLDENEN LOT. In diesem Jahr fokussiert die Auszeichnung insbesondere die Ethik und Verantwortung der Ingenieure. VDV-Präsident Grunau: „Zu oft fragte man, was wir dürfen, nachdem wir es konnten. Wir sollten aber wissen, was wir dürfen, bevor wir es können.“ Die Nominierung von Margot Käßmann für das GOLDENE LOT steht dafür, diesen Anspruch an die Ingenieure verstärkt zu thematisieren. Gratulation an die Preisträgerin, aber auch an den VDV für das medienwirksame Format der Auszeichnung.
Dezember
Das ganze Jahr über gab es zahlreiche Veranstaltungen der VDV-Bezirke und VDV-Landesverbände, die in diesem Jahresüberblick aber nicht explizit aufgeführt sind. Gleichwohl: sie verkörpern und realisieren den VDV vor Ort. An dieser Stelle deshalb ein ganz großes und wertschätzendes Dankschön an alle ehrenamtlich Aktiven, die ein so reichhaltiges Verbandsleben überhaupt erst möglich machen! Beispielhaft seien hier jetzt nur die vielen VDV-Adventstreffen aufgeführt: am 1.12. in Haltern, am 5.12. in Bielefeld, am 6.12. in Aachen und Bochum, am 7.12. in Dortmund, am 9.12. in Bonn, am 12.12. in Essen, Nürnberg und Soest und am 13.12. in Gießen. Großartig, was überall so läuft! Mein Fazit: „Seid stolz auf das, was Ihr geleistet habt und weiterhin leistet, denn auf Euch kommt es an! Ohne Euch wäre alles nichts!“
Wilfried Grunau