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Bild: Hendrik Grunau

Das GOLDENE LOT 2018 für Stella Deetjen

Posted on 4. November 2018

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
(Hermann Hesse)

Die manchmal nicht ganz so zauberhaften Anfänge ihres Engagements hat Stella Deetjen in ihrem Buch „Unberührbar“ sehr intensiv geschildert. Sie macht darin das Leben der Ärmsten der Armen, der Unberührbaren unübersehbar sichtbar. Aber: sie beschreibt es nicht nur, sondern sie handelte sofort, sie tat etwas und tut es immer noch. Und etwas tun bedeutet auch, das Schweigen zu brechen, Haltung zu zeigen. Zu zeigen beispielsweise, dass bloße Sympathie Individuen gegenüber nicht ausreicht, sondern dass es weitaus mehr braucht, nämlich eine grundlegende Empathie, die in der Lage ist, sich in das Leiden auch von Gruppen hineinzuversetzen, deren Menschenrechte zu wahren, zu verteidigen und daraus ein Handeln abzuleiten.

„Nichts ist weniger unschuldig, als den Dingen ihren Lauf zu lassen“, sagte der französische Sozialphilosoph Pierre Bourdieu einmal. Und Recht hatte er. In einer globalisierten Welt wie der unsrigen ist es wichtig, den Umgang mit Vielfalt zu üben und den gesellschaftlichen Diskurs zu pflegen.

Ein gelungener Umgang mit Vielfalt bedeutet im Minimalfall, Konflikte gewaltfrei zu regeln. Im Idealfall heißt es, dass sich Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Identitäten in gleichem Maße zur Gesellschaft zugehörig fühlen, die gleiche Chance auf Wohlstand haben, politisch Gehör finden und untereinander wertschätzende Beziehungen pflegen.

Daraus leitet sich die Verantwortung ab, Vielfalt nicht bloß zu tolerieren und passiv zu ertragen, sondern sie anzuerkennen und aktiv zu gestalten.

Grundlage dafür ist beispielweise ein Verständnis, wie Märkte und Wirtschaftsorganisationen in historische, politische und kulturelle Zusammenhänge eingebettet sind, wie sie entstehen und wie sich ihre gesellschaftlichen Grenzen verändern.

Zum Thema Grenzen:
Ganz nüchtern betrachtet, ist eine Grenze zunächst einmal nicht mehr als eine wirkliche oder gedankliche Linie, die zwei Dinge voneinander trennt. Schauen wir uns einmal an, was die Grenze bewirkt: Sie lässt das eine enden, gleichzeitig das andere beginnen und umgekehrt. Und sie verleiht beiden Bereichen Kontur und Gestalt. Vor allem macht sie das eine vom anderen unterscheidbar – oder: Sie behauptet diese Unterschiede.

Das ist das Eigentliche, das Grenzen interessant macht. Wenn ich also heute Abend von Grenzen spreche, spreche ich von Unterscheidungen. Ohne Grenzen wäre nichts wahrnehmbar. Sie sind die Voraussetzung jeder menschlichen Erkenntnis. Denn jede Erkenntnis beginnt mit einem entscheidenden Akt: zu verstehen, dieses ist nicht jenes.

Aber, und das gehört zu jeder Grenzerfahrung: Man kann auch falsche Unterscheidungen treffen. Nicht die Grenze ist das Problem, sondern ob diese Grenze an dieser Stelle sinnvoll und notwendig ist. Und über Grenzen wird bekanntlich seit Menschengedenken gestritten.

Die eigenen, wie die fremden. Grenzen zu ziehen wird immer ein Balanceakt bleiben – in der Politik und in der Pädagogik, im Denken und im Leben. Grenzen als menschengemachte Konventionen sind nie absolut, sondern machen die Grenzüberschreitung immer möglich. Sie senden stets das Signal: Dahinter ist auch noch etwas, warum gehst du nicht auf die andere Seite?

Grenzen reizen also die menschliche Neugier und den Trieb weiterzugehen; um mit Goethes Faust zu sprechen: herauszufinden, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Erlauben Sie mir, liebe Kolleginnen und Kollegen, noch einen kleinen Blick durch die Brille des Philosophen Paul Tillich der seine autobiografische Skizze „Auf der Grenze“ genannt hat: Unser Alltag ist von sozialen Grenzen durchzogen. Sie sind häufig so selbstverständlich geworden, dass wir ihnen kaum mehr Aufmerksamkeit schenken. Meist handelt es sich zunächst nur um symbolische Grenzen, das heißt sprachliche Etikettierungen zur Kategorisierung von Menschen, Praktiken, Objekten, Zeit und Raum. Zu sozialen Grenzen werden sie erst in dem Maße, wie sie bestimmte Handlungsweisen motivieren und mit ungleichem Zugang zu Ressourcen und beispielsweise deren Verteilungen einhergehen.

Ausgrenzen ist überall in der Geschichte der Menschen eine furchtbare Erfahrung. Und hier sind wir bei dem Themenfeld, in dem unsere heutige Preisträgerin sich engagiert: die Verbesserung der Lebensumstände von notleidenden und schwer benachteiligten Menschen.

„The electric light did not come from the continuous improvement of candles“, zu Deutsch: „Das elektrische Licht entsteht nicht dadurch, dass man Kerzen weiterentwickelt“. Dieses dem Wirtschaftswissenschaftler Oren Harari zugeschriebene Zitat beschreibt meines Erachtens sehr gut des Ansatz des VDV für die Auswahl der heutigen Preisträgerin.

Wollen wir innovativ sein, so müssen wir außerhalb der von uns selbst gesetzten Grenzen denken und handeln.

Und genau dies ist Ihr Verdienst, liebe Frau Deetjen, dass Sie außerhalb der Konventionen gehandelt haben, dass Sie äußerst beharrlich an die Mit-Menschlichkeit erinnern und diese auch konsequent einfordern. Ihnen geht es nicht um den Abriss von Grenzen, sondern um Empathie und darum, Haltung zu zeigen und aktiv zu helfen. Und das haben Sie mit Ihren Projekten in Benares und jetzt in Nepal auf sehr eindringliche und auch nachhaltige Weise gezeigt.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser besonderen Auszeichnung!

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