In bewegten Zeiten wie diesen herrscht ein starker Veränderungs- und Handlungsdruck – auf Politik und Wirtschaft ebenso wie auf die Gesellschaft. Manche Säulen werden neu gebaut, andere wiederum werden eingerissen. Dies erfordert Weiterentwicklung und Anpassung und stellt manche vor extreme Herausforderungen.
Wie kann man diesen Herausforderungen wirksam begegnen? Welche Methoden, Strategien und Vorgehensweisen nützen etwas, und welche persönlichen Einstellungen können helfen, Hürden zu überwinden? Unter dem aktuellen klima- und energiepolitischen Druck sowie den Erfahrungen aus dem Umgang mit der Pandemie, stellt sich exemplarisch die Frage, ob sich ein neues, zukunftsfähiges System aus Globalität und Regionalität entwickeln und etablieren kann. Redundanzen und Ortsnähe könnten dann eine Renaissance erleben und somit würde zugleich auch das Gefühl von Kompetenz und kollektiver Kontrolle über das eigene System wieder steigen. Wohlgemerkt: Es geht dabei nicht um eine Abschottung oder Rückverlagerung, sondern um ein neues Abwägen, wie beispielsweise Produktion und Lieferketten resilienter und nachhaltiger aufgestellt werden können. Was es dafür braucht, ist zum einen der gesellschaftliche und politische Wille, zum anderen aber natürlich auch die Akzeptanz solcher Maßnahmen. Innovation entsteht schließlich aus Vertrauen, dem Fundament aller sozialer Beziehungen – und dieses Vertrauen gilt es herzustellen, zu erhalten und zu stärken.
Wenn wir all unser Wissen und Können zusammenbringen, wenn wir, nicht nur als Ingenieurinnen und Ingenieure, Technologie intelligent und im Sinne einer nachhaltigen Lebensqualität einsetzen und dies alles dann an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, dann bewegen wir uns sehr wahrscheinlich in eine richtige Richtung; auch wenn derzeit Konsens darüber besteht, dass es die eine, alle Probleme meisternde Lösungsmethode aktuell noch nicht gibt bzw. diese noch nicht erkannt wurde. Gleichwohl sollten wir – eine andere Möglichkeit bleibt uns wohl auch nicht – die enormen Herausforderungen als Chance begreifen und versuchen, das Positive in der Krise zu sehen. Eine rein manichäische Sichtweise wird uns hier sicherlich nicht helfen.
Die epochale Herausforderung liegt somit darin, ein allgemeines Bewusstsein für die vorhandene Situation zu schaffen. Die Zukunft ist seit Jahrtausenden eine Projektionsfläche für die Hoffnungen und Pläne der Menschen. Zu viele Ängste blockieren unsere Kreativität und verhindern damit, dass wir naheliegende Lösungen manchmal einfach nicht wahrnehmen. Eine elementare Rolle spielen in diesem Kontext deshalb auch die Faktoren Vertrauen, Gestaltungswille und Zuversicht. Und dafür brauchen wir weder einen radikalen Pessimismus noch einen undifferenzierten Alles-wird-gut-Optimismus.
Besinnen wir uns also einfach auf das, was wir können. Ganz im Sinne von Immanuel Kant: „Sapere aude – habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Insofern freue ich mich, mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.
Ihr
Wilfried Grunau