Die aktuellen Berichte des Weltklimarats führen uns schonungslos vor Augen, dass die menschengemachte Klimakrise längst da ist. Ihre Auswirkungen für Menschen und Ökosysteme sind deutlich spürbar. Die Natur hat uns aber bisher vor Schlimmerem bewahrt, stellt der WWF-Report „Our climate‘s secret ally: Uncovering the story of nature in the IPCC Sixth Assessment Report“ fest[1]. Und sie kann uns auch künftig helfen, die Klimakrise zu bekämpfen – doch nur, wenn wir ihr zuerst helfen.
Ein berechtigter Anspruch, der aber leider doch nicht ganz so einfach zu erfüllen ist, wie manche meinen. Oder um es mit dem Lieblingswort der Ratlosen zu sagen: die Situation ist ambivalent. Dabei liegt gerade in der Vielschichtigkeit und Heterogenität der jeweiligen Einzelthemen genau die Stärke, die es auszuspielen, und zugleich die Herausforderung, der es zu begegnen gilt. Je nach Perspektive rücken nämlich differente Aspekte ins Zentrum der Analyse. Und angesichts der typischen Divergenzen von Fragen nachhaltiger Klima- und Energiepolitik kann die gegebene Möglichkeit des Perspektivenwechsels also durchaus ein entscheidender Vorteil ein.
Zugleich stellt diese Multi-Dimensionalität uns alle aber vor die Herausforderung, überhaupt als jeweils eigenständige Stimme im Nachhaltigkeitsdiskurs vernehmbar zu sein. Ich denke, was es dafür braucht, ist zum einen der gesellschaftliche und politische Wille, zum anderen aber natürlich auch die Akzeptanz von notwendigen Maßnahmen. Ein „Weiter so“ ist in der Logik der Klimawissenschaft jedenfalls keine Option. Zumindest nicht dann, wenn künftige Generationen halbwegs vergleichbare Lebensbedingungen vorfinden sollen. „Preparedness ist etwas, was unsere Gesellschaft lernen muss.“, hat Professorin Antje Boetius, Preisträgerin des diesjährigen Goldenen Lotes in diesem Kontext einmal in einem Interview gesagt. Innovation entsteht aus Vertrauen, dem Fundament aller sozialer Beziehungen – und dieses Vertrauen gilt es herzustellen, zu erhalten und zu stärken. Wenn man etwas verstanden hat, kann man es auch verändern, so die Devise (nicht nur) von Dr. Antje Boetius. Recht hat sie!
Wenn wir also all unser Wissen und Können zusammenbringen, wenn wir nicht nur als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch als Gesellschaft Technologie intelligent und im Sinne einer nachhaltigen Lebensqualität einsetzen und dies alles dann an den Bedürfnissen der Menschen UND der Umwelt orientieren, dann bewegen wir uns sehr wahrscheinlich in eine richtige Richtung.
Entscheidend aber ist dieses „Wir“, meint
Ihr
Wilfried Grunau
[1] WWF 2022: https://bit.ly/SecretAlly (Abgerufen 11.12.2022)